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WEGE AUS DER KRISE
16. Humanistischer Tag am 29.1.2020 

 

Resilienz macht stark im Nehmen

Im ersten Vortrag unseres Humanistischen Tags von Mag. Barbara Kainz ging es um das Thema „Resilienz“, also um die Fähigkeit, mit Schwierigkeiten umgehen zu können. Der Begriff „Resilienz“ wird vor allem in der Physik verwendet und beschreibt die Fähigkeit eines Stoffes, nach einer Beanspruchung in die ursprüngliche Form zurückzufinden.

Mag. Barbara Kainz arbeitet als Familienberaterin und hilft Eltern und Kindern bei Problemen, zum Beispiel bei Scheidung oder bei Schwierigkeiten in der Schule. Sie berät aber auch Eltern mit kleinen Kindern, diese so zu erziehen, dass sie gestärkt, also mit starker Resilienz, ins Leben gehen, oder sie unterstützt jene, die nach einer Beanspruchung alleine nicht wieder zurückfinden.

Dabei gibt es laut Forschung gewisse Faktoren, die Resilienz-starke Personen auszeichnen bzw. die Resilienz-schwache Personen erlernen sollten:

  1. Optimismus: Die optimistische Grundhaltung hilft Betroffenen, eine Krise als neue Chance zu sehen und mit Selbstbewusstsein etwas gegen diese Situation zu unternehmen.
  2. Akzeptanz: In einer Krise ist es wichtig die Situation, in der man sich befindet, zu akzeptieren, wie sie ist, und eine Lehre daraus zu ziehen. Je schneller man eine Situation akzeptiert, desto schneller kommt man heraus!
  3. Lösungsorientierung: Sich schnell nach einer Lösung umzuschauen und Hilfe zu organisieren, hilft einem dabei, nicht in Selbstmitleid zu verfallen und bald wieder auf den eigenen Beinen zu stehen.
  4. Verlassen der Opferrolle: Viele fallen, wenn ihnen etwas Übles widerfahren ist, in die Opferrolle und sie baden in Selbstmitleid. Um schnell wieder aus dieser Situation herauszukommen, ist aber zu empfehlen, die Opferrolle zu verlassen und sich zu fragen: „Was kann ICH TUN?“
  5. Eigenverantwortung: In einer Krisensituation ist es wichtig, sich darüber klarzuwerden, dass man selber verantwortlich für das eigene Lebensist und es deshalb eine schlechte Idee ist, die Schuld auf alles und jeden in der Umgebung zu schieben. Ziel ist es, in kleinen Schritten wieder auf die Beine zu kommen. Es ist auch keine Schande, sich von Freunden oder Familie Hilfe zu holen.
  6. Netzwerkorientierung: Freundliche Gesichter, die einen in jeder Situation unterstützen, helfen einem durch Kommunikation oder aktive Hilfe aus einer Krise heraus. Es ist wichtig, Menschen um sich zu haben, die auch da sind, wenn es schwierig ist.
  7. Zukunftsplanung: Das Geschehene kann man leider nicht wieder rückgängig machen. Worauf man sich deshalb konzentrieren sollte, ist, es in Zukunft anders zu machen. Wichtig ist dabei, nicht alles auf morgen zu verschieben, sondern damit zu beginnen, die eigene Zukunft zu planen, sich realistische Ziele zu setzen und diese dann im besten Fall auch zu erreichen!

Aus diesem Vortrag haben wir Schüler/innen sehr viel mitnehmen können!

Vivien Waulin, 8B

 

Mit Kreativität aus der Krise

Als zweite Referentin sprach an diesem Vormittag Frau Mag. Christine Lindinger in ihrem höchst interessanten und lehrreichen Vortrag über das Thema „Integrative Gestalttherapie: Ein Beziehungsangebot mit kreativen Medien“.

Am Anfang erhielten wir einen kurzen Überblick über psychische Probleme im Allgemeinen und das Problem des Leidens der Seele ohne ersichtlichen Grund, bevor die Vortragende betonte, wie wichtig es sei, sich in einer solchen Situation Hilfe zu suchen, um die richtige Therapieform zu finden.

Bei der integrativen Gestalttherapie, die anschließend vorgestellt wurde, arbeitet man nun mit kreativen Medien, da von Patienten und Patientinnen oft nicht die richtigen Worte gefunden werden. Durch die Verwendung von verschiedensten Materialien, Gestaltung und Formgebung zeige sich inneres Befinden, was zu Selbsterkenntnis und Ich-Stärkung führen kann, ohne über Probleme sprechen zu müssen.

Besonders erstaunlich war, dass Erfahrungen offenbar von Geburt an als Bilder gespeichert werden, Bilder, denen in Kunstwerken neues Leben eingehaucht werden kann. Das Ziel dieser Therapieform ist es, eine professionelle Beziehung aufzubauen sowie den Prozess der Heilung zu visualisieren und voranzutreiben.

Vorteile einer solchen Therapie sind, dass die Hemmschwelle des Ausdrucks bei künstlerischer Tätigkeit deutlich herabgesetzt ist und man auch später noch auf Werke zurückblicken kann, wodurch der Inhalt nicht vergessen wird. Am Ende der Therapie hält man ein fertiges und beständiges Produkt in Händen – anders als bei einer Gesprächstherapie.

Dies ermöglichte es auch uns Schüler/innen, einige Bilder einer Patientin zu betrachten und somit einen besseren Einblick zu erlangen. Das Beispiel eines 16-jährigen Mädchens mit Anorexia nervosa (Magersucht) war sehr einprägsam. Ihr Leben drehte sich nur um Essen, sie wollte schön und dünn sein, ihre Körperwahrnehmung verschwamm. Oftmals malte das Mädchen Bilder mit Kreisen, denn ihre Gedanken kreisten tatsächlich immer und immer wieder um dasselbe Thema. Durch den Einsatz von kreativen Medien wurde von ihr nach langer Zeit zum ersten Mal wieder der eigene Körper gespürt. Was anfangs noch zögerlich, langsam und perfektionistisch war, entwickelte sich nach einiger Zeit zu kreativen Körperbildern mit dem Ziel, den Körper wahrzunehmen und neue Erfahrungen zu machen - was dem Mädchen neue Kraft gab und ein Ende der Therapie ermöglichte.

Katharina Szücz, 8B

 

Alltag in der Kinder- und Jugendpsychiatrie

Frau Dr. Eva Friedler, die ausgebildete Ergotherapeutin ist, sprach im dritten Vortrag zum Thema „Sehnsucht nach Individualität und Gruppenzugehörigkeit: Konfliktlösungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“.

Als Erstes wurde uns Schüler/innen ein geschichtlicher Überblick über die Entwicklung der Jugendpsychiatrie gegeben: Maria Montessoris „Casa dei Bambini“ wurde dabei ebenso angesprochen wie das Entstehen von Erziehungsberatung, Krankenanstalten und Kinderpsychiatrien nach dem Zweiten Weltkrieg. Heute gehören zum Personal einer psychiatrischen Klinik Therapeut/innen, Pflegepersonal, Lehrkräfte, Physio- und Psychotherapeut/innen und Ärzte bzw. Ärztinnen.

Die Vortragende erörterte darüber hinaus den Ablauf bei der Aufnahme von Patient/innen in einer psychiatrischen Klinik, wobei das größte Konfliktpotenzial beim Gespräch mit den Eltern des Patienten bzw. der Patientin vorhanden sei. Generell seien physische Diagnosen für Eltern „angenehmer“, da es ihnen meistens schwerfalle, diagnostizierte psychische Probleme ihres Kindes zu akzeptieren. Die Kooperation zwischen Therapeut/in und Elternteil sei manchmal auch deshalb schwierig, weil Eltern lieber Symptome verschwinden lassen wollten als die Ursache des psychischen Problems erkennen.

Zu den häufigsten Krankheiten in der Klinik zählen psychische Störungen wie Autismus und Zwangskrankheiten, bei denen die Notwendigkeit eines Klinikaufenthalts von der sozialen Situation und den Ressourcen des Kindes bzw. der Familie abhängt. Ferner werden in einer psychiatrischen Abteilung auch Belastungs- und Anpassungsstörungen behandelt.

Abschließend wurde uns Schüler/innen die Ergotherapie vorgestellt, eine Form der therapeutischen Begleitung im Alltag, die davon ausgeht, dass Bewegung und motorische Aktivitäten eine heilende Wirkung auf die Psyche haben. Ergotherapie basiert auf Erkenntnissen aus Pädagogik, Neurologie und Psychiatrie. Durch einen kleinen Filmausschnitt, der die Ergotherapie in der Praxis beleuchtet hat, wurde der sehr interessante Vortrag beendet.

Endi Steger, 8B