Mund_VorschauAm 1. Juni 2011 werden Kurzfilme von SchülerInnen der 7B in der Ursula Blickle Lounge, Kunsthalle, Museumsquartier gezeigt.

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Im Rahmen des BE- Unterrichtes des GXIX in der 7B-Klasse von Lilli Kern wurde heuer ich, Petra Suko als Kunstpädagogin und Medienexpertin eingeladen, um mit den SchülerInnen Filmanimationen zu machen.

Ausgangspunkt waren experimentelle dadaistische Texte, die im Wahlpflichtfach: Deutsch Kreativ erarbeitet wurden.

arbeitssituationZiel des Projektes war es, im Sinne des Dadaismus, die Textfragmente collageartig zu visualisieren. Es durften Einzelbilder, Fotos, Downloads aus dem Internet, sowie Handymaterial und Filme auf Videobasis verwendet werden.

Basismaterial waren gelesene Texte von den Autoren selbst und von Interpreten der jeweiligen Filmgruppe. Insgesamt gab es vier Gruppen, die unterschiedlich medial arbeiteten.

Es wurde im BE-Saal, auf BE-Computern und Laptops Film geschnitten, hauptsächlich mit dem Programm Adobe After Effects. Es ermöglicht die Blue-box Technik, das Ausschneiden von Figuren im laufenden Film, aber auch von Details. Es sind Überlagerungen, Transparenzen, Bewegung, Transformation, Verzerrung von Fotos und Film möglich, die Verknüpfung der Ebenen, sowie Effekte des Ausblendens, Einfärbens oder zeitlicher Dehnung, sodass inhaltlich spielerisch auf das Verbale Bezug genommen werden kann.

Die erste Gruppe verfasste spontan ein „LAUTGEDICHT“, ein referenzielles Wortspiel mit den Wort LAUTGEDICHT , rhetorisch vorgetragen und dann mit Foto Booth Material , Einzelportaits der Gruppenteilnehmer verwoben. In ähnlicher Präzision wie der Text wurden die Fotos zu bewegten Sequenzen zusammengefügt, eine Gruppenarbeit, bei der systematisch effektvoll eine Komposition im Einklang mit dem GEDICHTLAUT hergestellt wurde.

lautgedicht

Die zweite Gruppe waren „Die Grünen Spanier“, ein ironisch witziger Kommentar zur Ökologiebewegung, „es blüht so grün, wenn Spaniens Grüne blühen!“.Zum Schluss kommt die Handgranate; Bildmaterial stammt aus dem Internet, Szenische Inszenierung vor der Fotokamera sowie ein Text, gelesen von der Dame mit grünen Haaren und Hut. Die letzte Sequenz, ein Atompilz, die Bedrohung, die Gefahr, die auf uns lauert, wenn wir nicht aufpassen auf unsere Umwelt, so verstehe ich den Beitrag.

gruenespanier2

„Der Auto“, hier wird es noch dadaistischer, Reduktion der Sprache auf Geräusche, Lippenspiele, Quietschen , Brummen, Klicken, Tierlaute, Menschenlaute werden zu einem Gedicht der anderen Art, eine Steigerung; der Mund als Metapher für Äußerung, ganz im Sinne Ernst Jandls. Bewusste Reduktion und fast Abstraktion entstehen, wenn die Münder, bunte Lippen aus dem schwarzen Raum auftreten.

DerAuto

Bei der letzten Gruppe braucht man ein wenig Zeit, um zu verstehen, wohin es geht. “Die Schwarze Anna“ verknüpft zwei Texte miteinander, „Der Neger in Amerika“ und „Iris frisst“. Ersterer behandelt Politik, Rassismus, Nationalismus, Religion, Umwelt, Macht, Ohnmacht, aber alles mit Ironie und Doppeldeutigkeit. Verkreuzt mit dem zweiten Text, einem assoziativen Wortreim mit Zitaten, die ebenfalls an Ernst Jandl erinnern wird das ernste Thema dann nochmals persifliert. Die Reimfolge bestimmt die Geschichte, Verzerrung wird hier auch bildnerisch geleistet. Die zunächst perfekt inszenierten Figuren werden transformiert, geraten förmlich in einen Strudel, die Zeit wird aufgehoben, gestreckt, die Sprachsequenzen werden traumhaft surreal, „Anna vergaß, Jesus sah und Gaddafi wachte auf“. Eine psychotische Wahrnehmung von Alltagsmedien , eine Verarbeitung von Vielfalt, ein wenig Nonsens und Spaß!

scharzeana

Alles in allem war das Projekt sehr erfolgreich, innerhalb eines kurzen Zeitraumes wurden viele Möglichkeiten der Filmbearbeitung erlernt, auch das Jonglieren zwischen den Programmen, Adobe Photoshop, Flash, Aftereffects, aber auch Programmen des Apple Betriebssystems, Photo-Booth, I-Movie und I-DVD ,als auch des komplexeren Videoschnittprogrammes Final Cut Pro.

Das BE-Computerstudio wurde somit voll ausgeschöpft.

Visualisierung von Literatur ist sicherlich nach dem Hörbuch, der rein akustischen Aufbereitung von Literatur der nächste logische Schritt in der künstlerischen Zusammenarbeit. VJs, Visualisten gestalten Projektionen im Raum zu Musik, das Theater und Bühnenbild integriert auch immer häufiger das Filmische in diversen Inszenierungen und so ist auch ein interdisziplinäres Genre im Entstehen, wie es heuer beim „Literatur Lab“ im Rahmen des Soundframe Festivals gezeigt wurde. Visualisten und Kommunikationsdesigner bearbeiten literarische Vorlagen und bieten zur textgestützten Live Performance eine transmediale Live-Projektion.

schwarzeAnna

Die Schüler arbeiteten auch Live während des Prozesses der Aufnahmen, es gilt jedoch zuletzt das Zusammenfassen, der Schnitt zu einem Gefüge des Trickfilmes, wie man dieses Genre früher genannt hat, heute eher Kurzfilm oder Animation.

„Vienna Independent Shorts“, ein Festival für „Shorts“ hat heuer auch SchülerInnen eingeladen in einer eigenen Kategorie „Get into shorts“ mitzumachen. In diesem Sinne werden alle 4 oben beschriebenen Shorts am 1. Juni 2011 im Untergeschoss der Kunsthalle, Ursula Blickle Lounge im Rahmen eines Screenings gezeigt.

Es wurde eine DVD mit den Filmen verfasst, die vielleicht noch zu anderen Festivals und Anlässen gezeigt wird.

Mag. Petra Suko