2Am Donnerstag, den 5. Dezember 2019, unternahmen wir eine Exkursion in die KZ-Gedenkstätte Melk am Standort des ehemaligen KZ-Außenlagers Melk, das von 21. April 1944 bis 15. April 1945 bestanden hatte. Wir trafen uns am Westbahnhof und kamen nach ungefähr eineinhalb Stunden am Bahnhof Melk an, der auch heute derselbe ist, wie der, an dem die fast 15.000 „KZ-Häftlinge“ in der NS-Zeit ankamen und jeden Tag zu den „Arbeitsplätzen“ transportiert wurden.

Nach der Ankunft empfing uns sofort unserer Guide, Christian Rabl, der wissenschaftliche Leiter des Melk Memorials - Zeithistorisches Zentrum, der uns anfangs einige Fragen zu unserem Wissensstand über Konzentrationslager stellte und uns dann generelle Informationen über die Gegend zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und die KZ-Zwangsarbeit gab.

Denn die KZ-Zwangsarbeiter mussten neben dem Aufbau und auch späteren Ausbau des KZ-Außenlagers auch zum größten Teil für andere Bauarbeiten schuften. Täglich fuhren die „KZ-Häftlinge“ vom Bahnhof Melk zur Stollenanlage nach Roggendorf, wo sie Schwerstarbeit unter härtesten Bedingungen leisten mussten. Die Stollenanlage wurde als Produktionsort für die Steyr-Daimler-Puch-AG errichtet, welche unterirdisch und somit vor Bombenangriffen geschützt war.

Vom Bahnhof gingen wir dann zum Standort des ehemaligen KZ-Außenlager Melk. Dieses ist nun eine Gedenkstätte für die vielen ermordeten Menschen. Das ehemalige Krematorium, das heute offizielles Denkmal ist, war gefüllt mit Gedenktafeln und Erinnerungen, vor allem, wie uns auffiel, mit sehr vielen sowjetischen, belgischen und vor allem auch französischen Tafeln. Eine große Leinwand zeigte alle Namen der im Konzentrationslager Melk ermordeten Menschen, die teilweise lateinisch und kyrillisch geschrieben waren. Bewusst wurde mir dabei, wie viel die Zahl, mit der man recht wenig anfangen kann, eigentlich bedeutet. Rund 5.000 Menschen mit eigener Identität, eigener Lebensgeschichte und einer oft noch hoffnungsfroh erwarteten Zukunft wurden in nur einigen Monaten erbarmungslos ums Leben gebracht. Sehr schockierend waren auch der Krematoriumsofen und die an den Wänden angebrachten Fotos, die teilweise bis auf die Knochen abgemagerte Häftlinge (es waren nur Männer im KZ-Melk untergebracht) zeigten. Wie wir hörten, nahm ein „KZ-Häftling“ täglich nur um die 200 Kalorien zu sich, was ein Zehntel von dem unseren entspricht. Diese extreme Unterernährung und die noch dazukommende Schwerstarbeit allein brachten schon sehr viele Menschen um. Nur bei einigen Ausnahmen wurden Menschen mit ,,direkter Gewalt’’ umgebracht („Abspritzen“, „auf der Flucht erschossen“). Arbeitsunfähige Menschen wurden großteils nach Mauthausen deportiert und dort ermordet.
Danach machten wir uns auf den Weg zum heutigen Militärgelände, durch ein Tor, durch welches die Häftlinge täglich marschierten, landeten wir auf einem großen Platz, welcher damals der Appellplatz war, auf dem die Häftlinge täglich gezählt und nach Lust und Laune des SS-Lagerführers mitten in der Nacht aus den Baracken, in welchen heutzutage Soldaten leben, rausgeholt und verspottet wurden. Durch die Vergebung der Nummern wollte man die Häftlinge entmenschlichen. Eiskalt war es, als wir weitergingen, und umso besser konnte ich mir vorstellen, wie sehr die Häftlinge leiden mussten, die nur sehr leicht bekleidet mit Holzpantoffeln oder barfuß durch die Kälte getrieben wurden. Zuletzt besuchten wir einen ehemaligen Arbeitsraum, der mit Sprüchen der Nazis versehen war, welche zur Lächerlichmachung der „KZ-Häftlinge“ dienen sollten.   Man konnte sehen wie versucht wurde sie zu übermalen, weil sich die Menschen später (wahrscheinlich Soldaten) nicht damit identifizieren und auseinandersetzen wollen.

Die Exkursion war sehr interessant und ich habe viel Neues gelernt. Außerdem war unser Guide, Christian Rabl, sehr freundlich und hat sich sehr gut ausgekannt!

                                                                                                                      Emily Keller, 6B