IMG 0805 300px

Am 17.10.2019 besuchte die Zeitzeugin Gertraud Fletzberger das G19 und sprach dabei vor den SchülerInnen der 4B.

Das gesamte Zeitzeuginnengespräch wurde vom ORF gefilmt, und ein Beitrag darüber wird am 3.11. in der Sendung ZIB-History gezeigt.

Gertraud Fletzberger wurde 1932 unter ihrem Mädchennamen Propper in Wien geboren. Sie war als Augenzeugin dabei, als Adolf Hitler am 15. März 1938 inmitten seiner Wagenkolonne die Mariahilferstraße unter ohrenbetäubenden „Heilrufen“ die versammelten Menschenmassen entlangfuhr. Von diesem Tag an wurde für ihre bis dahin glückliche Familie schrittweise alles anders. Schließlich war es für die Familie klar, dass nur noch der Weg in die Emigration blieb.

Nachdem es nicht gelungen war, für die gesamte Familie Visa zu erhalten, beschlossen ihre Eltern zunächst ihren zehnjährigen Bruder, ihre fünfjährige Schwester und sie mit einem Kindertransport der Schwedischen Israelmission nach Schweden zu schicken.

Die Kinder wurden in verschiedenen Familien in unterschiedlichen Städten untergebracht. Nachdem Gertraud Fletzberger fast zwei Jahre bei ihren Pflegeeltern gelebt hatte, konnte sie von ihrer Mutter, die nach Schweden gekommen war und eine sehr bescheidene Wohnung gemietet hatte, aufgenommen werden.
Die ganze Zeit in Schweden war durch die Angst und Sorge um das Überleben ihres Vaters, der zuerst in Italien, dann in Frankreich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten war, geprägt. Wie durch ein Wunder überlebte er, und erst 1947 war die Familie wieder in Wien vereint.

Schwedisch war zu ihrer „Muttersprache“ geworden, Deutsch musste sie wieder lernen, deshalb wurde sie als „Rückwanderin“ zu einer Fremden im eigenen Land.

 

Hier einige Zitate aus den Reflexionen der Schülerinnen zu diesem Zeitzeuginnengespräch:

Als sie uns ihre Geschichte erzählt hat, konnte ich mich aber nur teilweise in ihre Lage versetzen, da sie solche Situationen erleben musste, die ich mir in meinem Leben nicht vorstellen kann und wahrscheinlich auch nie vorstellen können werde.

Anika

Auch wenn ich natürlich weiß, was für Schandtaten in der NS-Zeit verübt wurden, ist mir, als sie erzählte, wie der Lehrer die beiden jüdischen Buben nach vorne bittet und dann verkündet, dass die Kinder mit ihnen machen könnten, was sie wollen, ganz schwindlig geworden.

Jonas

Sie hat es super im Detail erzählt, und ich habe das Gefühl, dass ich wirklich viel dazu gelernt habe, vor allem, weil wir auch unsere eigenen Fragen stellen konnten und speziell das auch beantworte wurde. Ich finde es gut, wie Frau Fletzberger so offen und einfach darüber reden kann.

Minou

Ich denke, dass es wichtig ist, sich an die NS-Zeit zu erinnern, gerade um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passieren kann. Dass auch Frau Fletzberger dieser Meinung war und darauf aufmerksam gemacht hat, hat mich positiv überrascht und sehr gefreut.

Timon

Als am allerstärksten empfand ich ihren Appell am Ende des Vortrages, in dem sie sagte, dass so etwas nie wieder passieren dürfe und es unser aller Verantwortung sei, dies zu verhindern.

Jonas