Heinz Kohut wurde am 3. Mai 1913 in Wien geboren. Hier studierte er auch Medizin. Im Jahr 1939 musste er in die USA emigrieren, wo er an der University of Chicago seine Ausbildung in Neurologie und Psychiatrie fortsetzte. Danach besuchte er das Chicago Institute for Psychoanalysis, an dem er später selbst als Dozent und Lehranalytiker tätig war. Von 1964 bis 1965 war Kohut Präsident der Amerikanischen Psychoanalytischen Vereinigung, ab 1965 einer der Vizepräsidenten der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Ab 1970 war er Vizepräsident der Sigmund-Freud-Archive, von 1971 an Gastprofessor für Psychoanalyse an der University of Cincinnati. Heinz Kohut starb am 8. Oktober 1981 im Alter von 68 Jahren.
In Fachkreisen gilt Heinz Kohut heute neben Viktor Frankl, Karen Horney, Erich Fromm und Wilhelm Reich als prominenter Vertreter der Neopsychoanalyse. Im Unterschied zu Freud betonen diese Psychoanalytiker die Bedeutung der Ich-Funktionen der Persönlichkeit, wobei für Kohut die Selbstfindung des Menschen vom primären Narzissmus des Kleinkindes hin zur „sekundären Autonomie“ entscheidend ist. In diesem Zusammenhang hat Kohut als wichtiger Vertreter der so genannten „Chicagoer Schule“ vor allem zum Thema „Narzissmus“ publiziert. Für Kohut ist die Heilung einer Neurose, also des defekten Selbst, mittels Psychoanalyse freilich nur durch die Weiterentwicklung der Persönlichkeit zu erreichen. („The Restoration of the Self“, 1977).