IMG 0618Am 26.02.2019 besuchte die Zeitzeugin Gertraud Fletzberger das G19 und sprach dabei vor den SchülerInnen der 4. Klassen.

Gertraud Fletzberger wurde 1932 unter ihrem Mädchennamen Propper in Wien geboren. Sie war als Augenzeugin dabei, als Adolf Hitler am 15. März 1938 inmitten seiner Wagenkolonne die Mariahilferstraße unter ohrenbetäubenden „Heilrufen“ die versammelten Menschenmassen entlangfuhr. Von diesem Tag an wurde für ihre bis dahin glückliche Familie schrittweise alles anders.

Schließlich war es für die Familie klar, dass nur noch der Weg in die Emigration blieb. Nachdem es nicht gelungen war, für die gesamte Familie Visa zu erhalten, beschlossen ihre Eltern zunächst ihren zehnjährigen Bruder, ihre fünfjährige Schwester und sie mit einem Kindertransport der Schwedischen Israelmission nach Schweden zu schicken. Die Kinder wurden in verschiedenen Familien in unterschiedlichen Städten untergebracht. Nachdem Gertraud Fletzberger fast zwei Jahre bei ihren Pflegeeltern gelebt hatte, konnte sie von ihrer Mutter, die nach Schweden gekommen war und eine sehr bescheidene Wohnung gemietet hatte, aufgenommen werden.
Die ganze Zeit in Schweden war durch die Angst und Sorge um das Überleben ihres Vaters, der zuerst in Italien, dann in Frankreich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten war, geprägt. Wie durch ein Wunder überlebte er, und erst 1947 war die Familie wieder in Wien vereint.

Schwedisch war zu ihrer „Muttersprache“ geworden, Deutsch musste sie wieder lernen, deshalb wurde sie als „Rückwanderin“ zu einer Fremden im eigenen Land.

Hier einige Zitate aus den Reflexionen der Schülerinnen zu diesem Zeitzeuginnengespräch:

Ich bewundere solche Leute, dass sie in dem hohen Alter in Schulen gehen und von einer schrecklichen Zeit ihre Erinnerungen weitergeben. Außerdem hat sie mich sehr zum Nachdenken gebracht, weil ich so etwas nicht durchmachen möchte und es auch niemandem wünsche.

Valerie V.

Man kann sehen und herausfinden, wie schlimm es zu dieser Zeit war und wie schwer die Flucht und das Leben im Ausland für einen Flüchtling war.

Alina R.

Ich könnte mir nicht vorstellen von meiner Familie getrennt zu sein, und das muss wirklich schrecklich für Frau Fletzberger gewesen sein, die damals erst sechs Jahre alt war. Ich bin mehr als glücklich, keinen Krieg miterleben zu müssen. Schon die Vorstellung so etwas durchmachen zu müssen, wäre grausam.

Yoojin K.

Ich fand es sehr beeindruckend, dass sie, trotz allem was sie erlebt hat, auf die Frage, was das schlimmste Bild sei, das sie im Kopf hat, antwortete, dass sie keine schlimmen Bilder, sondern eher schöne Sachen in Erinnerung habe. Zum Beispiel den unvergesslichen Sommer in Schweden. Sie ist ein positiv denkender Mensch, und ich finde das sehr beeindruckend. Außerdem ist es sehr engagiert von ihr, an Schulen zu kommen und einen so langen und vor allem detaillierten Vortrag zu halten und somit die Erinnerung an diese Zeit zu wecken.

Kian Z.

Ich finde es sehr gut, dass es ein Zeitzeuginnengespräch in unserer Schule gibt, denn man kann wirklich viel Neues und Interessantes kennenlernen. Vielleicht kann man sich nicht in die Rolle damals hineinversetzen, in der sie war, aber man bekommt einen Überblick über das Leben damals. Und deswegen hat es mir sehr gefallen.

Chiara P.

Was für mich wichtig ist, ist, dass ich jetzt auch weiß, wie schwer es auch für Menschen gewesen ist, die nicht ins KZ mussten.

Alea Sch.

Ich wollte schon immer die Geschichte einer Zeitzeugin hören. Ich bin dankbar dafür, dass bei uns kein Krieg ist, denn keiner kann und möchte sich das vorstellen …

Celina K.