Bild1 MauthausenNach einer längeren Befassung mit dem Thema Nationalsozialismus und Antisemitismus unternahmen dieses Jahr die 7ten Klassen im Rahmen des Geschichteunterrichts eine Exkursion nach Mauthausen.
Das Konzentrationslager, das 1938 bei der Gemeinde Mauthausen als Arbeitslager von den Nationalsozialisten errichtet wurde, ist eine Gedenkstätte an die Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges, die jedes Jahr hunderte Schulklassen anzieht. 

So auch uns, die wir bereits um 6:50 Uhr vor dem alten Eingang der Schule bereitstanden, um pünktlich zu unserer um 9:30 Uhr geplanten Führung durch das ehemalige Konzentrationslager nahe Oberösterreich zu kommen. Der Termin im kalten Jänner war auch deswegen passend, da die schrecklichen Bedingungen im Lager dadurch untermalt wurden - und trotz starken Sonnenscheins und sehr warmer Kleidung konnte ein durchgehendes Gefühl der Kälte und Unbehaglichkeit an diesem düsteren Ort nicht verhindert werden.

Die Rundgänge mit ausgebildetem Personal in Kleingruppen führten uns Schüler durch die Überreste des ehemaligen Konzentrationslagers. Der Austragungsplatz eines der größten Verbrechens der Neuzeit, der systematischen Vernichtung der Juden unter der Schreckensherrschaft Hitlers, war mindestens genauso faszinierend wie abscheulich. Die Führung begann bei einem der kontroverseren Orte des ehemaligen Konzentrationslagers. Denn knapp außerhalb der Lagermauern, in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Lazaretts, steht bis heute der Fußballplatz der ehemaligen Mauthausener Fußballmannschaft und sowohl die Spieler, meist Mitglieder der Gestapo, als auch die Bewohner Mauthausens kamen dort oft zur Unterhaltung zusammen. Die Frage zu den Gedanken und Gefühlen der Nationalsozialisten während der Arbeiten im KZ, und besonders während solch „fröhlicher“ Veranstaltungen, wo doch in Sichtweite 100te Menschen unter schlimmsten Umständen ermordet wurden, regte eine Diskussion an, die uns die ganze Führung über begleiten sollte.
Von dem Fußballfeld ging es weiter zum Steinbruch, wo vor etwas mehr als 70 Jahren im Hintergrund schon die gefährliche Todesstiege lauerte, der damals so viele Menschen zum Opfer gefallen sind, und die jetzt offensichtlich selbst Opfer der zu den Felsen zurückkehrenden Natur wird, die sich langsam über die Felskanten ausbreitet. Mithilfe von Fotos erst sieht man, wie es damals aussah, als hier unter unmenschlichsten Bedingungen gearbeitet, gelitten und gestorben wurde.
Etwas, das mir bis heute ebenso nicht klar ist, ist, wie man in den kleinen Barackenräumen, die es in Mauthausen gibt, zu manchen Zeiten mehrere tausend Menschen unterbringen konnte. Die Räume sind eng, kalt und die vorgelesenen Zeugenaussagen entsetzlich.
Der schlussendliche Weg hinunter in den Bereich der Gaskammern ist voll mit Fotos der Ermordeten, Männer und Frauen aus verschiedenen Teilen der Welt, die alle aus unterschiedlichen Gründen hier waren, viele davon lächelnd, und man wundert sich, was für ein Leben sie wohl vorher geführt hatten, und wie jemand veranlassen konnte, diese strahlenden Gesichter einfach auszulöschen.

Manchmal bedarf es keiner komplizierten Physik, keiner unerklärbaren Theorien, um uns die Grenzen des menschlichen Gehirns klar zu machen. Die Grausamkeiten des Konzentrationslager Mauthausen und des nationalsozialistischen Regimes Hitlers übersteigen, selbst nach dem Besuchen des Ortes dieser Verbrechen, jedes menschliche Fassungsvermögen. Trotzdem glaube ich, dass diese Exkursion vielen noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Doch wenn es etwas gibt, das mir an Mauthausen gefallen hat, dann ist es der Memorial-Park. Alle möglichen Länder und Staaten verschiedenster Kulturen und Sprachen haben hier zusammengearbeitet, um vor dem ehemaligen Konzentrationslager eine riesige Grasfläche mit Mahnmälern zu errichten, die die Opfer von Mauthausen betrauern. Ungarn, Deutschland, Großbritannien, Österreich, Israel, Russland, und viele mehr – sie alle stellten diese Denkmäler auf in der Hoffnung, dass sich so etwas nie wieder ereignen wird. In der heutigen Gesellschaft, in der sich der Rassismus wieder verschärft und sich einzelne Länder immer weiter voneinander distanzieren, ist es wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass die schönsten Sachen nicht durch individuelle Handlungen zugunsten des eigenen Volkes, sondern durch die Kooperation Menschen aller Nationen, Kulturen und Religionen entstehen.

Zinschitz Verena, 7B

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