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Kindheit am „Spiegelgrund“

Am Freitag, den 10. April 2013, besuchte der Zeitzeuge Alois Kaufmann das G19, und sprach zu den SchülerInnen der 4A, 4B und 4C.

Alois Kaufmann wird 1934 in Graz geboren und von seiner Mutter zunächst zu Pflegeeltern gegeben. Mit vier Jahren kommt er zu einer Verwandten seines Vaters nach Wien. 1943 wird er in die Kinderübernahmestelle eingewiesen und von dort an das "Wiener Städtische Erziehungsheim" auf dem "Spiegelgrund" überwiesen, wo er bis April 1945 bleiben muss. Seine Kindheitserlebnisse in dieser NS-Euthanasieanstalt haben ihn nie wieder losgelassen. Seit den 1980er Jahren arbeitet er daran, dass die Geschichte der Kinder vom "Spiegelgrund" nicht im Vergessen verschwindet.

 

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Herr Kaufmann, einer der wenigen Überlebenden der Kindereuthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“ (heute „Psychiatrisches Krankenhaus Baumgartner Höhe“), berichtete von seinen traumatischen Erfahrungen als Neun- bis Elfjähriger in dieser Anstalt.
 Am „Spiegelgrund“ wurden bis 1945 rund 800 Kinder ermordet.

Die SchülerInnen schrieben im Anschluss an dieses Zeitzeugengespräch Berichte und Reflexionen. Daraus einige Auszüge:

 

Es war einfach unbeschreiblich, als er seine schreckliche Geschichte erzählte. Ich konnte mir nämlich das alles niemals vorstellen, doch er hat es mit so viel Hingabe und so extrem real erzählt, dass ich wirklich Bilder im Kopf hatte.
Julia K.

 

Das Leid, das den Kindern am Spiegelgrund zugefügt wurde (sie wurden für Experimente verwendet, missbraucht und gequält) ist unverzeihlich und eines der unmenschlichsten Geschehen von denen ich je gehört habe. Ich finde es gut, dass Herr Kaufmann gegen Ende mit Witzen die Stimmung ein bisschen aufgelockert hat, was sowohl für ihn als auch für uns gut war.
Für mich war es insgesamt eine Erfahrung, die ich für immer in Erinnerung behalten werde.
Amina H.

 

Ich persönlich habe aus dieser Stunde viel mitgenommen, und sein letzter Satz hat mir am besten gefallen: „Denkt immer daran. Ihr seid die Zukunft. Macht, dass so etwas nicht mehr passiert. Ihr entscheidet, was in den nächsten Jahren passieren wird. Handelt wohlüberlegt.“
Lea G.

 

Ich finde, dass Herr Kaufmann seine Geschichte hervorragend vermitteln konnte, sodass sich jeder in unserem Alter, der bei dem Vortrag war, etwas unter dieser Zeit vorstellen konnte. Mich haben seine Erzählungen so sehr berührt, dass ich öfters Tränen unterdrückt habe. Viele von uns hätten ihm eine andere Kindheit gewünscht.
Ich bin sehr dankbar, dass ich an den Erfahrungen eines Zeitzeugen teilnehmen durfte und kann nun mit anderen Augen auf die Vergangenheit blicken.
Désirée M.

 

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