LITERARISCHE REFLEXIONEN NACH EINER EXKURSION IN DIE GEDENKSTÄTTE MAUTHAUSEN

mauthausen_thumbMehrere Klassen des G19, Gymnasiumstraße, fahren im Laufe des Schuljahres in die Gedenkstätte Mauthausen, die sich auf dem Gelände des ehemaligen KZ Mauthausen befindet. Heuer waren dies am 9. Mai die 4A und 7A (Begleitung Mag. Brigitte Kytir und Mag. Martin Krist).

Im Rahmen der Nachbereitung dieser eintägigen Exkursionen wurden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, ihre Eindrücke, Empfindungen, Gefühle, ihre Reflexion dieses Tages in Form von literarischen Texten – Lyrik oder Prosa – wiederzugeben bzw. zu verarbeiten. Die dabei entstandenen Texte zeigen, wie sehr sich die einzelnen Schülerinnen und Schüler auf diesen schrecklichen Ort eingelassen haben, wie sie mit diesem Ort umgehen und welche Bezüge zur Gegenwart und Vergangenheit sie finden.

Einige dieser Texte als Beispiele für diese stattgefundene Auseinandersetzung finden Sie nun hier.

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Marsch in den Tod

 

Von weitem sah man den Rauch schon steigen,

die Luft, sie schmeckte ganz eigen.

 

Kein Wille im Blick,

der Stolz im Schlick.

 

Jeder Menschenwürde beraubt,

die Wertgegenstände aus den Taschen geklaubt.

 

Salzige Tränen schmeckend auf schmutziger Haut,

die Stimmen der Peiniger, sie schallten laut.

 

Ein Kolbenhieb hier, ein Fußtritt dort,

keiner wollte sein an diesem schrecklichen Ort.

 

Ein jedes Wimmern wurde sofort quittiert,

gar mancher wurde sogleich liquidiert.

 

Einige hatten schon gehört vom Wiener Graben,

in dem sich die Wachen am Tode laben.

 

Die Todesstiege, jeder kennt den Ort,

doch keiner sagt ein Wort.

 

Die Stiege von Blut getränkt,

man schleppt sich hinauf, den Rücken gesenkt.

 

Die Wächter sie höhnen, sie lachen über die Gebein´,

denn jeder hat am Rücken einen Stein.

 

Der Steinbruch, jedem graust davor,

nun verschluckt es sie, das dunkle Tor.

 

Jakob G.

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Mauthausen

 

Beklemmende Stille, schier unfassbar,

was in früherer Zeit schon hier geschah.

Die Qualen der Gefangenen nicht vorstellbar,

die Gräuel, die Taten, all das, was war.

Man geht über Böden, wo Leichen lagen,

traut sich nicht ein einziges Wort nur sagen.

Betroffenheit.

Die Menschenrechte tief begraben,

unter dem Boden, wo Ermordete lagen.

Bedrückend ist des Todes Hauch,

überall anwesend, wie Duft und Rauch.

Man geht durch die Räume und glaubt es nicht,

der grausamen Leute kranke Sicht.

Doch nichts von dem wurde verborgen,

nicht das Quälen, nicht das Morden.

Jedermann wusste und sah,

was damals im KZ Mauthausen geschah.

Doch manche Leute leugnen das,

aus Schuldgefühl oder irgendwas.

Manche Menschen machten es sich zur Aufgabe zu reden,

was geschah und sie erlebten.

Damit ihr es auch alle seht,

und es nicht in Vergessenheit gerät.

 

Anna W.

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Mauthausen – 09.05.2012

 

Wie die Häftlinge, sind wir denselben Weg gegangen.

Wir haben das Lager durch dieselben Tore betreten

Und sind innerhalb derselben Mauern gestanden.

Doch die Gebäude, die Umgebung und nicht einmal

die Räume, in denen jene Menschen grausam ermordet wurden,

können uns nichts mehr berichten.

Denn selbst, wenn man an einem dieser Orte war, alles

Gesehen hat und sogar auf dem Platz gestanden ist,

welcher damals mit der Asche der Toten bestreut wurde,

man wird es nie begreifen können.

Die Landschaft glänzt vor Schönheit, die Sonne strahlt und

all dies ist nur Lüge und Schein.

Wir haben denselben Ort betreten, doch werden uns nie vorstellen können,

wie es war.

 

Isabella H.

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