IMG 0505Am 19.04.2022 besuchte die Zeitzeugin Gertraud Fletzberger das G19 und sprach dabei vor den SchülerInnen der 4. Klassen.

 

Gertraud Fletzberger wurde 1932 unter ihrem Mädchennamen Propper in Wien geboren. Sie war als Augenzeugin dabei, als Adolf Hitler am 15. März 1938 inmitten seiner Wagenkolonne die Mariahilferstraße unter ohrenbetäubenden „Heilrufen“ die versammelten Menschenmassen entlangfuhr. Von diesem Tag an wurde für ihre bis dahin glückliche Familie schrittweise alles anders. Schließlich war es für die Familie klar, dass nur noch der Weg in die Emigration blieb. Nachdem es nicht gelungen war, für die gesamte Familie Visa zu erhalten, beschlossen ihre Eltern zunächst ihren zehnjährigen Bruder, ihre fünfjährige Schwester und sie mit einem Kindertransport der Schwedischen Israelmission nach Schweden zu schicken. Die Kinder wurden in  verschiedenen Familien in unterschiedlichen Städten untergebracht. Nachdem Gertraud Fletzberger fast zwei Jahre bei ihren Pflegeeltern gelebt hatte, konnte sie von ihrer Mutter, die nach Schweden gekommen war und eine sehr bescheidene Wohnung gemietet hatte, aufgenommen werden.
Die ganze Zeit in Schweden war durch die Angst und Sorge um das Überleben ihres Vaters, der zuerst in Italien, dann in Frankreich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten war, geprägt. Wie durch ein Wunder überlebte er, und erst 1947 war die Familie wieder in Wien vereint.

Schwedisch war zu ihrer „Muttersprache“ geworden, Deutsch musste sie wieder lernen, deshalb wurde sie als „Rückwanderin“ zu einer Fremden im eigenen Land.

 

Hier einige Zitate aus den Reflexionen der Schülerinnen zu diesem Zeitzeuginnengespräch:

Obwohl wir in der Schule schon viel über den Zweiten Weltkrieg gelernt haben, war es ein komplett anderes Erlebnis, die Geschichte von einer Zeitzeugin zu hören.

                                                                                                        Eszter B.

Ich verstehe nun besser, was es heißt zu flüchten, allein zu sein, nichts tun zu können, kein Geld zu haben.

                                                                                                        Adrian P.

Ich habe selten eine Veranstaltung erlebt, die von solcher Ruhe geprägt war, kein Gerede der SchülerInnen, man konnte nur interessierte Blicke sehen

                                                                                                        Annabel G.-E.

Wir sollen wachsam und vorsichtig sein, damit uns eine gute Zukunft erwartet, die sie uns von ganzem Herzen wünscht. Ich denke, dass wir alle uns diese Worte zu Herzen nehmen werden, vor allem nach einer derartig bewegenden Geschichte.

                                                                                                        Tala Y.

Frau Fletzberger hat nicht nur ihre Geschichte so erzählt, dass man sich gut in sie hineinversetzen konnte, sondern auch so berichtet, dass ihre Erlebnisse einen Bezug zur Gegenwart hatten. Diese Botschaft habe ich persönlich als eine der wichtigsten aus dem Vortrag gefunden. Wie wichtig Freiheit eigentlich ist, was es bedeutet sie zu haben oder auch nicht zu haben. Deswegen konnte sie einem auch so gut nahebringen, dass man dankbar dafür sein sollte und es einer unserer wertvollsten Dinge ist, auf die man gut aufpassen muss und ebenfalls immer wachsam sein muss, nicht die Demokratie zu verlieren.

                                                                                                        Anne R.

Da es bald keine Zeitzeugen und Zeitzeuginnen mehr geben wird, bin ich froh, dass ich diese Möglichkeit noch bekommen habe.

                                                                                                        Kathi Z.