IMG 0683Am 16.02.2023 besuchte die Zeitzeugin Gertraud Fletzberger das G19 und sprach dabei vor den SchülerInnen der 4. Klassen.

Gertraud Fletzberger wurde 1932 unter ihrem Mädchennamen Propper in Wien geboren. Sie war als Augenzeugin dabei, als Adolf Hitler am 15. März 1938 inmitten seiner Wagenkolonne die Mariahilferstraße unter ohrenbetäubenden „Heilrufen“ die versammelten Menschenmassen entlangfuhr. Von diesem Tag an wurde für ihre bis dahin glückliche Familie schrittweise alles anders. Schließlich war es für die Familie klar, dass nur noch der Weg in die Emigration blieb. Nachdem es nicht gelungen war, für die gesamte Familie Visa zu erhalten, beschlossen ihre Eltern zunächst ihren zehnjährigen Bruder, ihre fünfjährige Schwester und sie mit einem Kindertransport der Schwedischen Israelmission nach Schweden zu schicken. Die Kinder wurden in  verschiedenen Familien in unterschiedlichen Städten untergebracht. Nachdem Gertraud Fletzberger fast zwei Jahre bei ihren Pflegeeltern gelebt hatte, konnte sie von ihrer Mutter, die nach Schweden gekommen war und eine sehr bescheidene Wohnung gemietet hatte, aufgenommen werden.
Die ganze Zeit in Schweden war durch die Angst und Sorge um das Überleben ihres Vaters, der zuerst in Italien, dann in Frankreich auf der Flucht vor den Nationalsozialisten war, geprägt. Wie durch ein Wunder überlebte er, und erst 1947 war die Familie wieder in Wien vereint.

Schwedisch war zu ihrer „Muttersprache“ geworden, Deutsch musste sie wieder lernen, deshalb wurde sie als „Rückwanderin“ zu einer Fremden im eigenen Land.

 

Hier einige Zitate aus den Reflexionen der Schülerinnen zu diesem Zeitzeuginnengespräch:

Nach ihrer Erzählung habe ich die vergangenen Geschehnisse besser verstanden und einordnen können. Vieles habe ich dazu gelernt. Es war hundertprozentig wert, dabei gewesen zu sein.

Helena V.

 

Ich finde es sehr wichtig, dass so etwas wie Zeitzeugengespräche existieren, da sie zu einem natürlich sehr spannend und mitreißend sind, uns aber auch näherbringen, wie aktuell Themen wie Rassismus und Ausgrenzung bestimmter Personen aufgrund ihrer Religion oder Herkunft auch heute noch sind.

Hannah S.

Wenn man das alles aber von einer Person hört, die das miterlebt hat, wird einem erst richtig bewusst, dass das nicht einmal 100 Jahre her ist. Das diese schreckliche Zeit Menschen miterlebt haben, die nicht viel anders waren wie wir heute, und dass das, wenn wir nicht aufpassen, wiederkommen kann.

Victoria R.

Ich finde es sehr wichtig, dass wir ZeitzeugInnen treffen und mit ihnen reden. Es gibt momentan nur noch sehr wenige, die noch am Leben sind, aber diese Chance sollten wir ergreifen, um unsere Vergangenheit zu verstehen. Ich möchte sie verstehen und mit Frau Fletzberger durfte ich dies tun. Ich danke dafür!

Julia Sch.

Wir können alle froh sein, dass diese Zeiten vorbei sind, und es ist unsere Pflicht, dass nie wieder Ähnliches passieren kann. Denn wie Frau Fletzberger sagte, gibt es immer Vorzeichen, und unsere Aufgabe ist es, diese zu erkennen und uns ihnen entgegenzustellen.

Jan H. K.

 

Die bedeutsame Botschaft, die sie uns an diesem Tag mitgab, war diese: „Schaut euch einmal heute um! Leben wir wirklich in Frieden, ohne jeglichen Hass in uns zu tragen? Lasst uns achtsam sein und versuchen, uns von diesem Hass zu lösen.“

Lisa J. und Ines S.