Bild1Zuhause experimentieren- ein Experiment für sich


Als uns unsere Frau Professorin in dem viel zu frühen Videochat um 11 Uhr mitgeteilt hat, dass wir für die nächste Woche keine Arbeitsblätter bekommen, stattdessen ein Experiment durchführen sollten, freute ich mich zuerst, schließlich sind Experimente ja das, was man am Tag der offenen Tür zu sehen bekommt, das womit man Kinder anlockt, als sie noch eine Wahl haben, das mit „oh wow der Ballon klebt an der Decke“ und vor allem, das ohne Redox-Formeln.

Das Problem lag auch gar nicht an dem Experiment sondern daran, dass man es, wie alles andere auch, zu Hause machen musste, denn zu Hause zu experimentieren erinnert zwangsläufig an die Bastelshows die samstags in der Früh auf Disney Channel liefen. Der einzige Unterschied ist, dass man es nicht spätestens nachdem das Wort Bastelkleber gefallen ist, aufgeben kann, um auf Nickelodeon umzuschalten. Falls man allerdings, wie ich, aus einer, liebevoll ausgedrückt, desorganisierten Familie kommt, wird es schon bei „… man benötigt: vier gleiche Gläser…“ knapp. Nach etwa dreißig Minuten wird das Experiment, dann mit zwei gleichen, einem ähnlichem und einem größeren Glas durchgeführt, der Weg zum Interspar und zurück, der eine Zeit lang als beste Option galt, war zu lang.
Die Anleitung zum Versuch kommt- wie das meiste in der Corona-Zeit- als PDF-Datei. Der Titel der Datei, Indikator Rotkraut Corona Version, verheißt zweierlei Vergnügen: einerseits das aufwendige Schneiden von Rotkraut, andererseits das mühevolle und fast unmögliche Entfernen von RotkrautFlecken aus Küchenmaterial und Kleidung. Der Versuch selbst läuft wie folgt ab: Um den pH-Wert verschiedener Alltagschemikalien experimentell zu ermitteln, bereitet man -entweder aus Rotkraut
oder Malven- bzw. Schwarztee- einen sogenannten Indikator zu, der -wie der Name schon verrät den pH-Wert verschiedener Substanzen anzeigt. Die bereits erwähnten Gläser werden mit ihm
befüllt, dann kann man aus einer ganzen Reihe von Alltagschemikalien drei bis vier auswählen, deren pH-Wert man ermitteln möchte. Zu den zur Wahl stehenden Proben zählen unter anderem Cola, Waschpulverlösung, Backpulverlösung (ACHTUNG: schäumt stark!), Fensterputzmittel und Wein (nur wenn die Flasche offen ist und von den Eltern getrunken wird!!!). Die Proben werden in die Gläser mit dem Indikator gefüllt (möglichst ohne zu kleckern, im Alter von 13 oder 14 wischen die Eltern leider nicht mehr die Küche für einen sauber), dann wird umgerührt. Anhand des Farbwechsels der Flüssigkeit lässt sich der pH-Wert der Proben ablesen. Dann wird noch ein Protokoll erstellt, vorzugsweise in Word und mit Foto.


Mein Fazit:

Experimente sind gerade in der Corona-Zeit eine willkommene Abwechslung zum oft einseitigen Schulalltag. Und: Auch Eltern freuen sich immer, wenn sie die Möglichkeit bekommen,
sich chemisch weiterzubilden und ihren Kindern beim Experimentieren zu helfen.

Jonas Palus und Timon Schulte-Umberg

Protokoll Chemie