stransky1Pavel Stránský, ein Überlebender der Konzentrationslager Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau und Schwarzheide besuchte am 4. April 2011 das G19 und sprach mit SchülerInnen der 6A und 7A.

Pavel Stránský wird 1921 in Prag geboren und verbringt dort seine Jugend. Nach der Okkupation Tschechiens durch Nazideutschland wird er in einem Schnellkurs zum Volksschullehrer ausgebildet.

Am 1. Dezember 1941 wird Pavel Stránský gemeinsam mit tausend jungen Männern als sogenanntes „2. Aufbaukommando“ von Prag nach Theresienstadt deportiert. Schon davor, aber vor allem in den Konzentrationslagern gibt ihm die Liebe zu seiner Frau Vĕra, die Kraft zu überleben. Sie heirateten in Theresienstadt, um gemeinsam „in den Osten“ deportiert werden zu können. Ihre „Hochzeitsreise“ führt im Dezember 1943 nach Auschwitz-Birkenau, ins sogenannte „Theresienstädter Familienlager“. Dort wird Stránský im Kinderblock als Betreuer eingesetzt. „Wir versuchten den Kindern eine Illusion zu verkaufen, wir haben ihnen in den letzten Monaten eine Märchenwelt aufgebaut“, sagt er selbst über diese Zeit. Leider hat keines der von Stránský betreuten Kinder die Shoah überlebt.
Nach einer großen Selektion, die Pavel und auch seine Frau Vĕra überstehen, werden sie getrennt, und er wird im Juli 1944 ins KZ Schwarzheide, einem Nebenlager des KZ Sachsenhausen, deportiert. Er übersteht auch Schwarzheide und wird gemeinsam mit seinen Kameraden auf einen Todesmarsch zurück nach Theresienstadt geschickt. Dort erlebt er schließlich die Befreiung.
Monate später kehrt seine Frau Vĕra, die im KZ Bergen-Belsen an Typhus erkrankt war und nach der Befreiung langsam gesund gepflegt wurde, nach Prag zurück.
Heute berichtet Pavel Stránský in vielen Staaten der Welt (USA, Deutschland, Finnland, Österreich, …) vor Jugendlichen über sein Leben.

Martin Krist

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Im Anschluss einige Textausschnitte aus den Reflexionen, die die SchülerInnen der 6A nach dem Besuch von Pavel Stránský schrieben:

 

Auch seine Liebesgeschichte mit seiner Frau, die ihm die Kraft gab, das Treiben der SS zu überleben, hat mich sehr beeindruckt. Ich glaube verstehen zu können, dass man in solch einer Situation etwas braucht, für das sich das Überleben lohnt. Doch wenn man ehrlich ist, kann keiner von uns sich vorstellen, welches Leid man in einem KZ erfahren hat.
Philip E.

 

Das Wichtigste, das ich gehört habe, war, dass man menschlich sein muss.
Nikolai R.

 

Mich hat sehr berührt, wie er von seiner Frau geschwärmt hat, und dass nur die Liebe zu ihr ihn überleben hat lassen.
Ines R.

 

Doch am meisten schockierte mich die eintätowierte sogenannte Häftlingsnummer, von der man zwar schon oft gehört hat, aber die Nummer persönlich zu sehen, die Zeitzeugen immer an die NS-Zeit erinnern wird, hat mich am meisten bewegt.
Mathias F.

 

Ich denke, dass dieses Gespräch sehr wichtig für uns war, auch da wir die letzte Generation sind, die die Möglichkeit hat, direkt mit Überlebenden der KZ zu sprechen. Wir sind geradezu verpflichtet, diese Möglichkeit zu nutzen, im eigenen Interesse und im Interesse unserer Zukunft. Das Verstehen, das Begreifen dieses ungeheueren Verbrechens, das unter den Nazis geschah, ist von großer Wichtigkeit, damit so etwas nie wieder geschieht.
Luis S.

 

Ich war von seiner Lebensgeschichte sehr beeindruckt und denke, es war eine wichtige Erfahrung, etwas über diese Zeit von einem Zeitzeugen zu hören, anstatt nur darüber zu lesen. Sehr bedauernswert finde ich es, dass bereits in kurzer Zeit andere SchülerInnen diese Erfahrung nicht mehr machen können.
Isabella H.

 

Er hat uns SchülerInnen das eindrucksvoll mitgeteilt, was der „normale“ Geschichtsunterricht nie in dieser Form mitteilen könnte.
Silvester S.

 

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